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Anderer Führhund – alles anders?

Unterwegs mit Führhund Azubi

 

Nachdem ein angehender Führhund mit seinem sehenden Trainer alle Hörzeichen trainiert hat, kommt bald die Einarbeitung mit dem neuen blinden Führhundhalter.
Doch kann sich der Führhund auf einen blinden Menschen einlassen?
Und was fällt dem blinden Menschen noch auf, was der Hund anders als trainiert anzeigen soll?

   

In dieser spannenden Endphase der Ausbildung ist es für die Ausbilder immer sehr bereichernd, wenn sie ihren Hund einem erfahrenen Führhundhalter anvertrauen können, der den angehenden Führhund im Geschirr laufen lässt und schaut, wie der Hund mit dem neuen Menschen läuft.
Diesen Part durfte ich für eine Ausbilderin in München übernehmen, was für mich eine ganz neue und spannende Erfahrung war.

Wir trafen uns an einem recht kühlen Mittag am Münchner Hauptbahnhof. Den Hund und die Ausbilderin kannte ich schon etwas. Und natürlich wurde erst der Hund begrüßt.

Grace durfte einen erholsamen Tag zu Hause verbringen, damit sie nicht auf die Idee kommt, dass sie abgeschoben werden wird, wenn ich mit einem anderen Hund unterwegs bin.

Wir unterhielten uns kurz, dann ging es auch schon los:

Hund heranrufen, Geschirr anziehen, alles wie mit Grace auch, nur Azubi ist höher als Grace und trägt ein anderes Führgeschirr.

Wir liefen in Richtung Haupthalle. Wir liefen recht schnell los, dadurch das ich mich am Bahnhof auskenne und schon über 7 Jahre mit einem Hund laufe, konnte ich mich gleich auf Azubi einlassen. Und natürlich war ich mit vielen Leckerlis bewaffnet.

Beim Leckerli geben fiel mir auf, wie ich auf Grace eingestellt bin, sogar die Hand ist immer in der richtigen Leckerligebhöhe.

Azubi zeigte mir einen Zugeingang und einen freien Sitzplatz. Freie Sitzplätze anzeigen gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.

   
Azubi vor Jacquelines Füßen am Boden
   

Bild 1: Während der S-Bahnfahrt liegt der Hund ruhig vor Jacquelines Füßen

   
Aussteigen aus der S-Bahn
   

Bild 2: Das neue Gespann steigt aus der S-Bahn auf den Bahnsteig

   

Dann suchten wir eine Rampe draußen vor der Halle und einen Lift. Und immer merkte ich, wie exakt und freudig Azubi arbeitet. Und ich merkte auch, wie eingespielt Grace und ich sind, was natürlich nach einer so langen Zeit sehr schön ist. Aber es können sich auch schon Kleinigkeiten einschleichen, die sicher bei jedem Führhunhdhalter auftreten und solange sie im Rahmen bleiben und den Führhundhalter in keine Gefahr bringen normal sind.

Wir suchten dann den ersten Lift, Azubi war auch hier sehr motiviert.


Unten im S-Bahn-Geschoss wird gerade gebaut, viele Leute waren unterwegs und Azubi musste sich sehr konzentrieren. Er zeigte jedes der vielen verschiedenen „Bodenhindernisse“: aufgefräster Boden, Holzabdeckungen, Holzkanten, lose Kabel, Kabelkanäle… sehr zuverlässig an. Er führte auf dem insgesamt engen Weg sehr souverän zwischen den vielen Leuten hindurch zur S-Bahn. Die S-Bahn-Tür zeigte Azubi sehr freudig an und ich schaffte es auch, ihn so unter den Sitz zu schieben, wie ich es mit Grace mache, obwohl er größer ist und meine „Technik“ nicht kennt. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, trafen wir in der S-Bahn eine Frau mit freilaufendem Hund, die es erst nicht verstand, dass einen Hund locken alles bedeutet, was man mit dem Hund so macht: anschauen, ansprechen, füttern…

   

Am Marienplatz angekommen, suchten wir eine Treppe und bauten gleich eine kleine Gehorsamsübung ein: Der Hund muss immer genau neben mir laufen, nicht vor mir nach unten ziehen.


Oben am Marienplatz regnete es nun stark. Wir gingen auf dem Marienplatz schnellen Schrittes entlang der Rathausfront durch die Leute, die alle unters Dach wollten.

 

Jacqueline mit Azubi bei strömendem Regen vor dem Münchner Rathaus

   

Bild 3: Jaqueline und Azubi bei strömendem Regen vor dem Rathaus

   

Wieder im Untergrund, suchten wir eine Bäckerei, um uns eine Breze zu kaufen, die wir uns im Zug teilten.

Am U-Bahn Bahnhof Marienplatz sah sich der Hund mit mir in einer Spiegelwand, aber auch das war für ihn kein unlösbares Problem.
Azubi ist wirklich ein toller Führhund, er fand auch hier Lifttüren, die farblich sehr von den gewohnten Edelstahltüren abweichen.

 

Jacqueline und Azubi vor der Spiegelwand
   

Bild 4: Das neue Gespann einmal vor dem Spiegel und einmal im Spiegel

   

Wir fuhren zur U-Bahn-Station „Münchner Freiheit“ und liefen dort eine Rampe in Serpentinenanordnung nach oben.
An dieser langen flachen Rampe blieb Azubi unten, bevor die Rampe anfängt stehen und oben, bevor sie aufhört. Das Geländer hatte einen Handlauf oben und Seitenwandflächen aus Glas, was für den Hund auch eher schwierig ist, was wir aber mit Bravour gemeistert haben.

   

Mehrteilige Rampe mit Glastrennwänden

   

Bild 5: Jacqueline und Azubi auf dem mittleren Teilstück der Rampe nach oben

   

Ich merkte, wie anstrengend ich es fand. Es war wie in meiner Einschulung mit Grace, anstrengend aber schön.

Weil es dann nur noch regnete, setzten wir uns in ein Cafe und tauschten uns über unsere Erlebnisse und Erfahrungen aus.
Am späten Nachmittag machte ich mich dann wieder auf in Richtung Heimat.

    

Insgesamt fand ich den Tag sehr schön.
Es waren sicher für uns alle neue, interessante Erfahrungen.

 

© Text und Fotos: Dogxaid e.V.

 



Autor: root -- 01.08.2014 18:03:43


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