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Blindenführhunde im Schnee
Vom 11.2. bis 13.2. 2011 veranstaltete der Verein Dogxaid e.V. (Verein zur Förderung der Mobilität von Menschen mit Servicehunden) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein (DAV/Ortsgruppe Pocking) seine dritte Schneeschuhwanderung im Bayerischen Wald.
Ende November erreichte mich Gerlinde E-Mail mit der Ankündigung einer „Schneeschuhwanderung - Freizeitspaß für 2- und 4-Beiner:
Ein Angebot für Führhundehalter und alle anderen Interessierten“ und folgender Aufforderung „Hi Ingeborg,... vielleicht mögt Ihr ja mal mitgehen??
Ist echt nicht anstrengend, aber ziemlich interessant!!“
So fanden mein Ehemann Werner und ich uns am Freitag, den 11.2.2011 im Hotel Riesberghof in Lindberg im Bayerischen Wald ein – zu unserer ersten Schneeschuhwanderung überhaupt.
Im Gepäck Rucksack, Schneehosen und Anoraks und die Vorfreude auf ein sicher etwas anderes und besonderes Wochenende.
Gerlinde und Alex sind alte Bekannte von uns und seit Saschas Besuchen mit Bruno an meiner Grundschule in Unterschleißheim ist mir auch die Arbeit eines Führhundes ein Begriff.
Schön, nun die beiden wiederzusehen und noch neue Leute kennenzulernen.
Die erste Gelegenheit dazu bot das gemeinsame Abendessen. Die sehenden und nichtsehenden Zweibeiner, die sich noch nicht kannten, tauschten erst einmal Namen, Wohnorte und berufliche Tätigkeiten aus, während die Vierbeiner sehr brav unter der langen Tafel lagen. Das waren nun Bruno, Grace, Ella, Borka und Paul, die aktiven Führhunde von Sascha, Jacqueline, Peggy, Ingeborg und Helmut, sowie Tiger, Führhund a.D. (Senior im Ruhestand) von Gerlinde und die Familienhunde Mowgli von Alex und Gary von Tom – alle drei sehende Organisatoren, bzw. Teilnehmer. Azad meistert seinen Alltag ohne die Begleitung eines Hundes. Ingeborg und ihre Schwester Elisabeth hatten wohl die weiteste Anreise hinter sich – aus Uelzen in der Lüneburger Heide.
Anita und Silvia kommen aus der Schweiz. Außerdem leisteten uns noch Albert, Frank, Christian und Franz des Alpenvereins Pocking Gesellschaft im Hotel.
Das Programm für den nächsten Tag stand so gegen 22 Uhr für alle fest: Treffen um 8.00 Uhr zum Morgenspaziergang mit den Hunden und nach dem Frühstück um 10.30 Uhr mit dem Bus zum Zwieselerwaldhaus.
Bild 1: Wir warten auf die Abfahrt zum Zwieselerwaldhaus
Der vielleicht ersehnte Schneefall blieb am kalten Samstagmorgen aus. Ein kurzer Gang durch den Weiler zum Wald hinauf war jedoch schon einmal ein kleiner Auftakt und machte die Morgenmuffel wieder munter. Allerdings bewirkte die gute niederbayerische Luft, bzw. der vergangene gesellige Abend, dass nicht jeder so früh aus den Federn kam. Rechtzeitig zur Abfahrt des Kleinbusses, fanden sich doch alle bis auf Christian ein, der überraschend erkrankt war.
Vier weitere Mitglieder des Alpenvereins Pocking gesellten sich zu uns: Rudi, Franz, Hans und Felix.
Nun mussten wir nach einer etwas verspätet gestarteten Busfahrt nur noch die Bekanntschaft mit den Schneeschuhen machen.
Bild 2: Kurz vor dem Aufstieg
Beim Anlegen waren uns die Herren des Alpenvereins tatkräftig behilflich. Einige der Teilnehmer verzichteten auf das zusätzliche Schuhwerk. Aber ausprobieren sollte man diese speziellen Bretter schon einmal. Beim Überqueren der zahlreichen Rinnsale, die später unseren Weg bergauf kreuzten, erwiesen sie sich doch als praktisch. Nun konnte es losgehen.
Bei den Hunden hieß es „Leinen los!“. Sie durften frei laufen. Das kosteten sie natürlich aus. Ich stellte allerdings fest, dass sie stets in unserer Nähe blieben und immer wieder fürsorglich nach den ihnen sonst anvertrauten Menschen schauten. Wir hatten uns zu kleinen Gruppen formiert – Blinde und Sehende miteinander und hintereinander.
Bild 3: Hunde spielen an der Strecke
Wir hielten immer wieder inne, um den Wald, das Wasser zu hören oder besondere Bäume oder Wurzeln zu sehen und zu fühlen.
Bild 4: Hans zeigt Jacqueline Besonderheiten einer Rindenoberfläche
Nach einer kleinen Trinkpause und einem weiteren Anstieg in Richtung Großer Falkenstein erreichten wir nach etwa zwei Stunden einen Unterstand für eine etwas längere Rast. Neben eigener mitgebrachter Brotzeit, machten zwei Kuchen die Runde und die Vierbeiner freuten sich über Äpfel- und Bananenstücke. Anscheinend sind das für Labradore und Golden Retriever wahre Leckerbissen.
Bild 5: Pause in einem Unterstand
Bild 6: Wieder zu wenig Bananen für so viele hungrige Hunde
Eine besondere Naturschönheit ließen wir uns im Anschluss daran nicht entgehen und rafften uns noch zu einigen Höhenmetern auf: Eine tausendjährige Eibe. An diesem Baum ist alles giftig, außer dem Fruchtfleisch der roten Beeren.
Bild 7: 1000-jährige Eibe
Bild 8: Infotafel an der 1000-jährigen Eibe
Danach ging es wieder auf demselben Steig hinunter, den wir gekommen waren.
Durch präzise Angaben zum Weg, den die Vorgänger oder Begleiter machten, meisterten unsere blinden Freunde den Abstieg genauso gut wie vorher die Wanderung nach oben. Als wir gegen 15.30 Uhr wieder unseren Ausgangspunkt erreichten, waren wir erstmaligen Schneeschuhwanderer uns einig, dass zwar sicher ein bisschen mehr Schnee besser gewesen wäre; dass aber das Gehen schnell erlernbar ist und großen Spaß macht. Wir stärkten uns im Gasthaus bei Kaffee, Kuchen oder Brotzeit und wurden vom Kleinbus um 16.45 Uhr wieder zum Hotel gebracht.
An diesem Abend blieben wir alle nach dem Abendessen noch ein wenig länger sitzen und ließen den Tag ausklingen, bzw. schmiedeten schon neue Pläne.
So werden z.B. Sascha und Jacqueline im Mai an meine Grundschule in Unterschleißheim kommen und den Zweitklässlern zeigen, wie Führhunde arbeiten und wie gut sie blinden Menschen helfen können. Bruno und Grace sind da bestimmt die Stars.
Vielleicht treffen wir uns ja auch einmal zum Tandem-Radfahren am Bodensee (02.09.2011-10.09.2011). Interessierte können sich dazu an Helmut Glaser (Privatinitiative - Telefon 0711/815661) wenden.
Bild 9: Baumdurchmesser erkunden, abseits vom Weg
Bild 10: Albert führt Peggy auf den Weg zurück
Besonders beeindruckt hat mich die Mobilität und Kreativität unserer sehbehinderten Teilnehmer: Sicher unterwegs mit Bus und Bahn oder Tricks entwickeln, die den Alltag erleichtern, z.B. Euro-Scheine schnell mit den Fingern abmessen. Ich glaube, dass wir Sehenden ruhig öfter unsere anderen Sinne gebrauchen sollten. Im Miteinander können wir eine Menge lernen. Am schönsten ist es natürlich, wenn man dabei auch noch ein paar liebe Labrador Hunde streicheln darf.
So freuen wir uns auf den nächsten, wieder sehr gut organisierten Ausflug von Dogxaid e.V. und danken allen Helfern und Organisatoren.
Bild 11: Gruppenbild vor der Abreise
Text und Fotos: Ingeborg Schwab,
veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung.
Für die Förderung des Projektes bedanken wir uns beim Lions Hilfswerk Freyung-Grafenau.
Über unsere Tour wurde in der Presse berichtet. Die Pressemitteilung finden Sie hier.
Autor: root -- 04.08.2011 17:57:35
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